Studien in den USA zeigen, dass Menschen deren Existenzminimum ohne Auflagen gesichert ist, keineswegs die Arbeit niederlegen (Jeremy Rifkin: Das Ende der Arbeit, ISBN 3-596-16971-2 ). Allenfalls werden die Löhne für unattraktive Jobs steigen. Dagegen hat niemand etwas.
Der Sozialstaat ist bankrott! In einigen Ländern wird dieses Szenario früher in anderen Ländern später drohen. Die sozialen Netze werden mitunter von Menschen als Hängematte missbraucht – zum Nachteil des Gemeinwesens.
Dass gerade die Schweiz, die ihre Finanzen im Griff hat, die Diskussion ums Grundeinkommen für jeden Bürger über eine Unterschriftensammlung und den Weg einer Volksinitiative einführen möchte, wundert. In der Schweiz ist die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger an der Politik infolge der sogenannten «direkten Demokratie» gegeben. Per Volksentscheid wurde schon so manche Initiative an die Politik zur Umsetzung weitergereicht.
Großes wollen die Befürworter des Grundeinkommens bewirken. Es geht zusammengefasst um nichts weniger als der Ablösung des Leistungsprinzips durch das Lustprinzip. Schauen wir uns um. Alles, was wir sehen ist, das Ergebnis jahrhundertelanger Bemühungen unserer Vorfahren – und nicht zuletzt uns und unserer Mitmenschen. Das Belohnungssystem hat funktioniert. Bist Du gut in der Schule, bekommst Du eine gute Ausbildung. Arbeitest Du hart, verdienst Du viel. Verstößt Du gegen allgemein akzeptierte gesellschaftliche Regeln (die geschriebenen und die ungeschriebenen) wirst Du durch Verlust des Arbeitsplatzes, der sozialen Bindungen ja in schweren Fällen bis zur Bestrafung durch die Justiz gemaßregelt.
Es fängt im Kindesalter an. Das Leistungsprinzip erfordert Disziplin. «Du hast Dein Zimmer nicht aufgeräumt», sagt die Mutter. «Heute geht’s nicht raus zum Spielen, bis das erledigt ist.» Wir gehorchen. Wir lassen uns in die Formen pressen, die aufgrund der Lebenserfahrung unserer Eltern uns den gesellschaftlichen Aufstieg oder zumindest ein Auskommen ermöglichen sollen. Anpassung ist das Zauberwort. Gehorchst Du wirst Du belohnt. Dieses System zieht sich durch unser ganzes Leben. Und funktionieren wir gut, so sind wir irgendwann selbst in der Hierarchie nach oben gerückt und haben Kinder oder sind Vorgesetzte im Beruf.
© 2013 Hans-Jürgen John
Hans-Jürgen John ist auf Twitter, auf Facebook und bloggt u.a. auf Johntext Schweiz.