Das Märchen vom nützlichen Pferd (1) von H.-J. John

Es war einmal ein reicher Mann, der besass zwölf Pferde.

Aber ein Pferd genügt doch zum reiten. Wieso denn gerade zwölf?

Das hatte sich so ergeben. Nach und nach waren es mit den Jahren mehr geworden. Auch hatte Jesus ja zwölf Jünger gehabt und so glaubte der Mann manchmal an eine heilige Bedeutung der Zahl zwölf.

Manchmal?

Ja, mit dem Glauben ist das so eine Sache. Manche denken, dass etwas glauben nützlich sei und so leisten sie ihn sich wie einen Mercedes, obwohl sie auch in einem VW oder einem Fahrrad an ihr Ziel kämen.

Dann ist Glauben so etwas wie Luxus?

Luxus ist überflüssig und es gibt ihn doch. Ich denke nicht, dass der Glauben überflüssig ist. Ich kenne Menschen, die sehr viel Kraft für sich und andere haben, weil sie fest an Gott glauben. Der Glaube gibt ihrem Leben Sinn und Ziel. Andere aber glauben, weil sie denken dann besser geschäftlich voran zu kommen. Und wieder andere meinen es könne ja nicht schaden. Wenn es Gott gibt und man glaubt, dann ist man auf der sicheren Seite, später. Wenn es ihn nicht gibt, dann macht das auch keinen grossen Unterschied für die Leute, die nur so lala glauben.

Doch zurück zu unserem reichen Mann. Er liebte Pferde über alles. Er pflegte zu sagen: Sie sind so gross und in Wirklichkeit so klein.

Was meinte er denn damit? Etwas kann nicht gleichzeitig gross und klein sein.

Ich glaube, er meinte sie seien vom Körper her gross. Klein seien sie, weil sie nicht selbst für sich sorgen können. Früher schon, als diese Welt noch nicht vom Menschen dominiert war. Heute hat es ein wild lebendes Pferd sehr schwer. Überall gibt es Zäune, Strassen, Häuser. Wie will es da zurecht kommen so ganz alleine.

Dann ist es aber gut, dass sich die Menschen um die Pferde kümmern und sie pflegen und sie füttern.

© 2010 Melanie Sauter und Hans-Jürgen John

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