Das Märchen vom nützlichen Pferd (2) von H.-J. John

Das ist so. Die Pferde waren immer Freunde des Menschen. Sie haben ihm als Reitpferd in Kriegen gedient. Sie haben ihm bei der Ackerarbeit geholfen und als Pferd vor Kutschen gab es sie auch.

Der reiche Mann liebte also Pferde über alles. Dann hatte er sicherlich ein gutes Herz?

Das ist so. Doch lass mich weiter erzählen, sonst vergesse ich wie es weiter geht im Märchen.

Also der reiche Mann hatte zwölf Pferde. Immer wieder zeigte er sie seinen Freunden und Geschäftsleuten. Er gaubte, dass alle Welt Pferde gern haben müsse, weil sie so scheue, freundliche Tiere sind und niemandem etwas zuleide tun.

Eines Tages kam ein Kaufmann von weit her. Er wollte Geschäfte mit dem reichen Mann machen. Der reiche Mann lud ihn zu sich nach Hause ein und sie tranken so manches Glas Wein zusammen. Der reiche Mann wollte den Kaufmann näher kennen lernen, bevor er mit ihm ein Geschäft machte. Der Kaufmann hatte wenig Zeit und drängte. Widerwillig gab der reiche Mann schliesslich nach. Sie besiegelten ihr Geschäft per Handschlag, wie es damals unter Ehrenmännern üblich war. Nun lud der reiche Mann den Kaufmann ein, mit ihm die Pferde anzuschauen. Der Kaufmann zögerte. Er hatte bekommen was er wollte. Doch der reiche Mann liess nicht locker.

Sie gingen zusammen in den Pferdestall und der reiche Mann stellte dem Kaufmann seine Pferde einzeln vor. Das eine Ross konnte besonders gut springen. Das andere Ross war ideal für die Dressur und sogar ein/zwei Zirkuspferde waren dabei, die auf Kommando auf die Hinterfüsse gingen und dabei mit dem Kopf nickten. Endlich waren die zwei bei dem letzten Pferd angekommen. «Und was ist an diesem Pferd so besonders? Kann es sprechen oder die Zukunft vorher sagen?» Der Kaufmann glaubte einen guten Witz gemacht zu haben und wieherte vor Lachen. Die Miene des reichen Mannes verfinsterte sich. «Nein. Ich weiss nicht was an diesem Pferd so besonders ist. Es kann nichts. Es frisst nur den ganzen Tag und schläft die halbe Nacht. Es macht doppelt so viel Mist wie die anderen und wenn es wiehert, beschweren sich noch die Leute im nächsten Dorf.»

«Wieso verkaufen sie es dann nicht?», fragte der Kaufmann und schüttelte den Kopf. «Das weiss ich nicht. Es ist so ein Gefühl. Ich werde schon noch herausfinden was an diesem Pferd so besonders ist.» Der reiche Mann schwieg.

© 2010 Melanie Sauter und Hans-Jürgen John

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