Das Märchen vom nützlichen Pferd (3) von H.-J. John

Der Kaufmann ging neugierig näher. Er war viel in Geschäften unterwegs und hatte schon viele Pferde gesehen. Neugierig schaute er zum Boxenfenster hinein und fuhr zugleich erschrocken zurück. Das Pferd hatte ihn kaum erblickt, als es mit angelegten Ohren und geblecktem Gebiss auf ihn zuschoss. Der Kaufmann konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen.

«Das, das …das ist kein Pferd, das ist eine Bestie…haben sie das gesehen? Es wollte mich beissen. Bekommt es nicht genügend Futter?»

Der reiche Mann lächelte vergnügt. «Jetzt weiss ich was an diesem Pferd so besonderes ist. Es frisst gerne Fleisch. Sehr ungewöhnlich. An ihnen ist ja wirklich nicht viel dran», flachste er.

Der Kaufmann machte, dass er davon kam. Noch oft erzählte er die Geschichte vom Pferd, das gerne Fleisch ass und es auf ihn abgesehen hatte.
Der reiche Mann ging nachdenklich nach Hause. So hatte sich Freddie, der Hengst noch nie verhalten. Ob er wohl krank war?

Wochen vergingen. Der reiche Mann hörte vom Kaufmann nichts mehr. Die Bezahlung für ihren Handel hatte dieser eingesteckt. Die Gegenleistung aber war er schuldig geblieben. Der reiche Mann begann zu ahnen, dass er auf einen Betrüger hereingefallen war.

Freddie, der Hengst, hatte sich wieder beruhigt. Der reiche Mann ging zu seiner Pferdebox und streichelte ihn am Hals. «Jetzt weiss ich was so Besonderes an Dir ist. Du hast sofort gemerkt, dass der Kaufmann ein Betrüger ist und wolltest ihn deshalb beissen.» Der reiche Mann seufzte. «Hätte ich das nur vorher gewusst.»

© 2010 Melanie Sauter und Hans-Jürgen John

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