Wie man liebt (7) von Hans-Jürgen John u. M. Becker

Suchen.

Nun ist am Anfang jeder Beziehung natürlich die Frage, wonach man sucht, die Erste. Allein schon das Wort «suchen» stört mich gewaltig. Entweder es ergibt sich etwas oder nicht. «Suchen» hat etwas von aktivem Tun. Natürlich braucht es Aktivität, wenn man verliebt ist und es zeigen möchte. Es ist aber noch ein großer Unterschied, ob man dem potenziellen Partner die Autotür zu einem Date aufhält oder sagt: «Steig ein!»

Sich Sehnen.

Das Wörtchen «sehnen» bringt es eher auf den Punkt.

Sehne ich mich nach jemandem, der dominant ist, weil ich nicht recht weiß, was ich möchte?
Sehne ich mich nach jemanden, der sich unterordnet, weil ich genau im Leben weiß was ich will und niemanden an meiner Seite brauche, der mir Kontra gibt und an mir zweifelt und mich und meine Ziele ausbremst?
Oder sehne ich mich nach jemandem, der gleichberechtigt mit mir durchs Leben geht, sein Ding macht und mit mir die Gemeinsamkeiten, die Freude am Leben und den Haushalt per Aufgabenteilung geniesst?

Typbestimmung.

Zuerst sollte man also feststellen, was für ein Typ man ist. Wonach sehne ich mich?

Fühle ich mich wohl, wenn ich mich unterordne?

Blühe ich auf, wenn ich mit jemandem zusammenlebe, der sein Ding macht und mich akzeptiert, auch wenn ich ganz andere Ziele oder Interessen oder Meinungen habe? Dann wären wir bei der gleichberechtigten Beziehung nach dem Motto: Leben und Leben lassen.

Brauche ich das Gefühl, alles selbst bestimmen zu wollen und zu können? Dann sehne ich mich nach jemanden, der sich unterordnet. Das tönt negativ muss aber keine Qual für den Partner sein, wenn er sich dabei wohlfühlt.

Nun ist jedem dieser Beziehungstypen eine andere Art die Beziehung zu beginnen zugeordnet.

Praxistest. Dominanz.

Ist jemand dominant, so empfiehlt sich folgende Vorgehensweise. Diese Art des Vorgehens wird von einem Partner, der sich nicht unterordnen möchte automatisch abgelehnt:

Heute Abend hatte ich mehrere Anrufe. Von einem möchte ich hier erzählen. Immerhin ist es Freitag. Ausgang ist angesagt. Ich sitze hier in einer Kneipe im Bernerischen und schreibe stattdessen. Das konnte die Anruferin aber nicht wissen.

Date-Anfrage.

Sie wollte in Ausgang. Etwas spät, um etwas abzumachen. «Ich habe keine Zeit», sagte ich. Sie redete weiter, erzählte von sich und fragte, wie mein Tag war. Sie wollte wissen, wo ich bin. Ich ging nicht darauf ein.

Widerstand setzen.

«Ich kann nur wiederholen. Ich habe keine Zeit.» Ich gab ihr den Rat doch mit jemand anderem in den Ausgang zu gehen. Sie lehnte ab und versuchte, mich auf einen anderen Tag festzulegen. Ich gab mich stur. «Schau», sagte ich. «Ich möchte ehrlich sein. Ich gehe zweimal die Woche abends weg. Bei mir bist du die aktuelle Nummer Neun in der Warteliste. Das heißt, dass ich bei zwei Dates die Woche mit dir frühestens Ende Dezember weggehe.» Stille am anderen Ende der Leitung.

«Gehst du mit einem anderen Kerl weg, so bist du sicher seine Nummer eins. Das ist eine einfache Rechnung!» Es war weiter still. Sie besann sich. Sie beharrte darauf. «Ich möchte aber mit keinem anderen weggehen.»

Ich entgegnete: «Ich habe kein Interesse. Woher hast du eigentlich meine Telefonnummer?», wollte ich wissen. Sie meinte von einer Freundin. «Wenn du es bei mir ins erste Date schaffst, bringt dir das nichts. Bist du auf einer Skala von 1 bis 10 eine perfekte 11,5 für mich, bedeutet das noch lange nicht, dass du es bei mir ins zweite Date schaffst.»

Sie begann von sich zu erzählen. Ich beschloss, die Sache abzukürzen. «So wie du dich jetzt am Telefon gibst, hast du nie eine Chance bei mir ins zweite Date zu kommen. Ich bin abends müde und mag es, wenn mir das Date von sich erzählt und lustig ist. Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen. Also überlege dir einfach die ganze Sache noch mal. Es gibt genügend Kerle, die sicher froh wären, wenn du dich bei ihnen meldest.»

Mit einem «Ich habe leider keine Zeit» legte ich auf.

Eines ist klar. Ein Partner, der eine gleichberechtigte Bezieung sucht oder dominant ist wird niemals diese Art des Verhaltens tolerieren. Ein Partner, der sich gerne unterordnet wird diese zugegebenermaßen sehr arrogante Art der Behandlung hinnehmen und sich noch dabei wohlfühlen.

© 2013 Hans-Jürgen John

Hans ist Hans John (@rafaelofirst) auf Twitter und Hans.John.16 auf Facebook. Hans bloggt auf www.johntext.de und www.tage-bau.de.

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